Brand - B 2 Verkehr LKW / Bus innerorts

06.08.2022 um 01:30 Uhr
Einsatznummer
243
Alarmierung
01:30 Uhr
Einsatzende
06:12 Uhr
Fahrzeuge

Einsatzbericht

Einsatzbericht Editiert am 21.12.2022 – 22:23 Uhr: Der an dieser Stelle zunächst veröffentlichte Bericht wurde noch ohne nähere Hintergrundinformationen erstellt. Diese wurden nun im Bericht, angelehnt an den Bericht in der BRANDSchutz 12/2022 ergänzt. Weitere Infromationen findet man unter https://de-de.facebook.com/BrandschutzDFZ oder in der genannten Ausgabe.

Die Feuerwehr Aschheim wurde mit dem Meldebild „B 2 – B 2 Verkehr LKW / Bus innerorts“ und dem Zusatz „Brand von zwei LKW“ in die Hermann-Hesse-Straße in Aschheim alarmiert.

Bei Ankunft der Feuerwehr wurde diese bereits von der Polizei mit der Mitteilung erwartet, dass kein Zugang zu dem betroffenen Betriebsgelände bestehen würde, jedoch zwei LKW in Brand stehen würden. Darüber hinaus waren Rauch und Feuerschein hinter einem Werkstattgebäude vernehmbar.

Die Feuerwehr verschaffte sich unmittelbar mit dem Spreizgerät aus dem 40/2 über einen Seiteneingang Zugang zum Gelände. Vom LF 20 aus wurden umgehend drei B-Längen in das Gelände verlegt und der Verteiler sowie die Angriffsleitungen an der östlichen Gebäudeseite gesetzt.

Bei der Erkundung wurde weiterhin festgestellt, dass eine Sattelzugmaschine in Vollbrand sowie ein Abfallsammelfahrzeug rechts und ein Sattelaufleger links daneben in Teilbrand standen. Eine hinter dem Abfallsammelfahrzeug stehende Sattelzugmaschine war ebenfalls bereits brandbeaufschlagt.

Kurz vor dem Öffnen der Hauptzufahrt, was sich als ziemlich aufwändig für die Besatzung des HLF herausstellte, waren mehrere Knallgeräusche / Explosionen zu hören. Es musste zunächst davon ausgegangen werden, dass es sich um Druckgasbehälter an den LKW handelte, so dass sich die Feuerwehr zunächst hinter das Gebäude zurückziehen musste. Gleichzeitig wurde das TLF auf der Umgehungsstraße in Stellung gebracht, um notfalls mit dem Monitor einen Riegel zum Werkstattgebäude zu bilden und somit ein Übergreifen der Flammen zu verhindern.

Die Knallgeräusche / Explosionen stellten sich bei weiteren Erkundungsmaßnahmen nach einem mit mehreren tragbaren Rohren vorgetragenen Angriff als „durchgehende“ Zellen eines Hochvoltspeichers des brennenden, elektrisch betriebenen, Abfallsammelfahrzeuges heraus.

Parallel zur Nachalarmierung eines zweiten Löschzugs, die aufgrund der Knallgeräusche / Explosionen erfolgte, wurden in Deckung ein B-Rohr und zwei C-Rohre vorbereitet. Es wurde sodann der Löschangriff auf den in Vollbrand stehenden LKW und das Abfallsammelfahrzeug vorgetragen. Die Knallgeräusche / Explosionen stellten sich bei weiteren Erkundungsmaßnahmen als „durchgehende“ Zellen eines Hochvoltspeichers des brennenden, nun ersichtlich elektrisch betriebenen, Abfallsammelfahrzeuges heraus. Durch das zwischenzeitlich geöffnete Haupttor wurden weitere Angriffsleitungen verlegt. Der Aschheim 41/1 wurde auf das Gelände vorgezogen und dort auf die westliche Gebäudeseite befohlen, um dort eine weiteres Rohr für eine Riegelstellung bzw. Angriffsleitung vorzunehmen. Mit Eintreffen der nachalarmierten FF Kirchheim wurde der Einsatz in drei Einsatzabschnitte unterteilt. Der Einsatzabschnitt 1 übernahm die Brandbekämpfung im östlichen Teil des Geländes. Der Einsatzabschnitt 2 mit der FF Kirchheim und dem Aschheim 41/1 übernahm die Wasserversorgung und Angriff von der westlichen Gebäudeseite, während der Einsatzabschnitt 3 die Versorgung und Koordinierung des rückwärtigen Raumes sicherstellte. Die Einsatz- und Funkführung oblag dem Aschheimer 11/1. Luftunterstützung erhielt die Feuerwehr durch den Überflug eines Polizeihubschraubers, der eine Kontrolle mit der Wärmebildkamera (WBK) des umliegenden Geländes unternahm. Es wurde keine Gefährdung der Vegetation oder weitere Glutnester festgestellt.

Die Wasserversorgung wurde durch eine DN200 Stichleitung und eine DN200 Ringleitung aus dem nahen Möbelcenter vorgenommen. Das zur Brandbekämpfung eingesetzte B- Rohr wurde, nachdem der Brand am Hochvoltspeicher in Gewalt und der Sattelzug gelöscht war, durch ein weiteres C-Rohr ersetzt. Um 02:38 Uhr konnte schließlich „Feuer aus“ gemeldet werden. Allerdings mussten noch weitere drei Stunden und 15 Minuten Kühlmaßnahmen an einem beschädigten und einem darunterliegenden Hochvoltspeicher mittels eines C- Rohrs durchgeführt werden. Ein Hydroschild konnte zur Kühlung von zwei intakten Hochvoltspeichern genutzt werden. Der abgebrannte Speicher hat anfangs immer wieder stark reagiert, wenn die Kühlmaßnahmen jeweils zur Kontrolle kurzzeitig unterbrochen wurden. Gegen 04:55 Uhr konnte erstmals die Kühlung dauerhaft zurückgenommen werden. Daraufhin wurden vier Messpunkte definiert, die in Abständen von fünf Minuten mit WBK und Fernthermometer auf Hitzeentwicklung kontrolliert wurden. Dazu wurde ein Messprotokoll erstellt. Die Messungen über eine Dauer von einer Stunde zeigten einen maximalen Anstieg der Temperatur um lediglich 19 Grad, auf maximal 35 Grad, nach den ersten 35 Minuten. Der Versuch durch einen Fachmann für Hochvoltspeicher der FF Aschheim und einem Hochvolt-Techniker, den intakten Hochvoltspeicher auszubauen, musste aufgrund der schlechten Zugänglichkeiten abgebrochen werden. Jedoch konnten alle vier Hochvoltspeicher vom System getrennt werden.

Schließlich wurden aus dem nahezu ausgebrannten Sattelzug noch ca. 400 Liter Dieselkraftstoff mit der explosionsgeschützten Fasspumpe abgepumpt.

Im Anschluss wurde die Einsatzstelle an den Betreiber übergeben, welcher im Laufe des Tages weitere Messungen der Temperatur vornahm. Im Laufe des Einsatzes wurde die Abteilung Wasserrecht des LRA über den Eintritt von kontaminiertem Wasser in das umliegende Erdreich informiert, ein Auffangen war nicht möglich.

Zur Brandursache ermittelt die Polizei, die den entstandenen Sachschaden auf ca. 1 Mio EUR einschätzte.

In einer Nachbesprechung des Herstellers wurde der Einsatzverlauf und vor allem der Thermal Runaway beleuchtet. Eine Überwachungskamera zeichnete zu dem Zeitpunkt der zuvor genannten Knallgeräusche eine ca. zehn bis 15 Meter lange Stichflamme, ausgehend vom Hochvoltspeicher quer nach hinten durch zwei Sattelzugauflieger auf. Zudem berichtete das Team der Brandermittler des Herstellers, das der vorliegende Hochvoltspeicher bei Labortests erst nach 40 Minuten direkter Beflammung zu einem thermischen Durchgehen gebracht werden konnte. Nach vierzig Minuten wäre der in Vollbrand stehende Sattelzug jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits ausgebrannt. Dennoch hielt die massive Bauweise den Speicher strukturell intakt, wenngleich sich auch mehrere Gaswirbel schräg nach vorne unten bildeten und auch durchzündeten. Die abschließende Brandursache ist noch immer nicht ermittelt.

Während des Einsatzes wurden von einem Mitarbeiter des Betriebs die Räumlichkeiten zur Versorgung der Einsatzkräfte mit heißen Getränken und Toiletten zur Verfügung gestellt, wofür wir uns herzlich bedanken möchten.

Ein weiterer Dank gilt den Einsatzkräften der weiteren eingesetzten Rettungsorganisationen der Feuerwehr Kirchheim, der Polizei, des Rettungsdienstes sowie der Kreisbrandinspektion für die gewohnt gute und reibungslose Zusammenarbeit.

Am Rande erwähnt: sechs Atemschutzgeräteträger-Praktikanten konnten knapp drei Stunden und 42 Minuten nach bestandener Prüfung ihren ersten Einsatz unter Atemschutz gehen.

Freigabe der Fotos vom Firmengelände mit freundlicher Genehmigung des Betreibers.

s. auch: https://www.n-tv.de/regionales/bayern/Millionenschaden-beim-Brand-zweier-Lastwagen-article23511471.html