Großübung – Wasserförderung über lange Schlauchstrecken

19.04.2022 um 19:27 Uhr

Bericht

Am Montag den 11.04.2022 konnten vier Löschgruppen mit insgesamt 39 Feuerwehrdienstleistenden kurzfristig eine Übung zur Wasserförderung über lange Schlauchstrecken durchführen.
Für einen Aschheimer Reiterhof wird derzeit ein Feuerwehreinsatzplan erstellt, der nach seiner finalen Fertigstellung festlegt, welche Einheiten im Einsatzfall welche Aufgaben bekommen und woher bspw. das Löschwasser gefördert werden muss.
Im Falle eines größeren Brands, bspw. der Scheune oder Stallung, ist die Löschwasserversorgung aktuell hier kritisch.
Daher muss die Feuerwehr, aus den in der Nähe gelegenen Straßen, das Wasser zum Objekt über eine Strecke von ca. 450m fördern.
Nur hilft der beste Feuerwehreinsatzplan nichts, wenn das Ziel nicht erreicht und bspw. die Wasserversorgung nicht in der erforderlichen Zeit hergestellt werden kann.
Daher musste das betroffene Objekt einmal beübt werden um zu testen, wie die eingesetzten Kräfte zum einen eine 60 Meter breite Widerstandslinie (zwei Löschgruppenfahrzeuge mit sechs C-Rohren) errichten und zeitgleich auf der beengten Zufahrt drei Schlauchleitungen über jeweils 500 m verlegen können, um eben jene Widerstandslinie zu versorgen.
Zusätzlich wurde im Zuge der Übung das Einbringen einer Tragkraftspritze in den Abfanggraben getestet, da man hier feststellen wollte, welche tatsächlichen Vor- und Nachteile eine weitere Schlauchstrecke aus einer anderen Richtung im Gegensatz zur Entnahme aus einem Löschbrunnen in der Wohnbebauung hat.

Das Gemeindegebiet Aschheim wird über ein sehr gut ausgebautes Hydrantennetz versorgt.
Nur wenige Höfe oder landwirtschaftliche Anwesen mit entsprechender Brandlast werden zwar nicht mit ausreichenden Löschwassermengen aus dem eingerichteten Hydrantennetz versorgt, verfügen dafür aber über zusätzliche Löschwasserbrunnen, die eine entsprechende Wasserversorgung leisten.
Daher ist es erforderlich, dass die Wasserförderung über lange Schlauchstrecken von den Aschheimer Einsatzkräften geübt wird.

Das Übungsobjekt vom Montag, liegt abseits der Wohnbebauung und verfügt nicht über einen Löschbrunnen.
Für den Brandfall wurde über das Richtwert- und Ermittlungsverfahren festgestellt, dass vier Löschgruppen mit einem Wasserbedarf von 2.400 l/min bzw. je nach Rechenart und Auslegung fünf Löschgruppen mit 3.000 l/min zur Brandbekämpfung ausreichend sein sollten.
Dazu stehen ein Unterflurhydrant auf einer Stichleitung DN100 ca. 300 m entfernt und zwei Überflurhydranten DN100 auf einer Ringleitung DN200 und DN150 in 450 m und 500 m Entfernung zum Objekt zur Verfügung. Ein Löschbrunnen KZ800 liegt ebenfalls ca. 500m entfernt.
Aus den beiden Überflurhydranten kann theoretisch ausreichend Löschwasser entnommen werden und über drei bzw. vier Schlauchleitungen zum Objekt gepumpt werden.
Alternativ oder zusätzlich kann aus dem Löschbrunnen Wasser entnommen und ebenfalls über eine der vier Schlauchleitungen gefördert werden, was jedoch eine dritte Feuerlöschkreiselpumpe zur Förderung notwendig macht.
Praktisch an den örtlichen Gegebenheiten, so die Theorie, – ein Schlauchwagen SW 2000 kann schnell alle vier Versorgungsleitungen neben der einzigen Zufahrtstraße legen.
Zusätzlich zur Wasserversorgung aus dem Wohngebiet besteht auf der östlichen Seite des Objektes die Möglichkeit eine Tragkraftspritze am Abfanggraben in ca. 300 m Entfernung und ca. 8m Tiefe einzusetzen.

Aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten und Widrigkeiten wurde den Teilnehmern als Übungsziel vorgegeben, am Objekt eine Widerstandslinie über 60m zu errichten und, um im späteren Verlauf auch die Brandbekämpfung vornehmen zu können, mindestens 2.400 l/min, besser 3.000 l/min, Wasser über die Schlauchleitungen zum Objekt zu fördern.
Zur Verfügung standen zwar aufgrund der kurzfristigen Planung keine zwei Löschzüge, da das HLF 20/16 zur Reparatur außer Dienst gestellt ist, jedoch konnte das TLF 20/40SL mit seiner FPN 10-3000 als Joker eingesetzt werden.

In der Umkleide wurde zum Übungsbeginn die Aufteilung der zur Verfügung stehenden Feuerwehrdienstleistenden und Fahrzeuge vorgenommen und die Übungsziele erläutert, bevor es raus ins Feld ging.
Dem ersten Zug fuhr der ELW voraus und bezog am Objekt Aufstellung.
Besetzt mit Funker, Melder, Führungsassistent und Einsatzleiter konnte die ganze Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten des Fahrzeuges verwendet und der Übungsablauf minutiös für die spätere Bewertung sowie Auswertung festgehalten werden.
Zudem erfolgte die Koordinierung der Einsatzmaßnahmen über die Führungsstelle.

Im Einsatzabschnitt 1 – Brandbekämpfung und Widerstandslinie – wies der Zugführer seine Gruppenführer in die Lage ein und diese liesen zunächst nach und nach die angeforderten C-Rohre in Stellung bringen.
Im Einsatzabschnitt 2 – Wasserentnahme und Förderung – wurde die Besatzung des TLF durch das MZF ergänzt.
Die so zusammengestellte Löschgruppe nahm beide Überflurhydranten in Betrieb und sicherte die Überführung über die Schlauchleitungen.
Im Einsatzabschnitt 3 – Schlauchstrecke und Tragkraftspritze – begann die vierte Löschgruppe mit LKW und MTW zunächst für die Löschgruppe im EA 2, zweimal 100 m Versorgungsleitung für die Hydranten zu TLF (das TLF führt dafür nicht genügend Schläuche mit) und anschließend parallel drei 450 m lange Schlauchleitungen zu verlegen.
Im Schritttempo fuhr der LKW vom TLF aus beginnend vor zum Einsatzabschnitt 1. Leitung 1 und 2 wurden dazu aus den beiden verbleibenden Rollcontainern 500 m Schlauchkomponente verlegt, während die dritte Leitung von der Mannschaft aus vom LKW ausgegebenen Rollschläuchen aufgebaut wurde.
Mit genügend Personalansatz sowie abgeworfenen Schläuchen aus einem Fahrzeug stand das Von-Hand-Verlegen dem Verlegen aus dem Rollcontainer zeitlich in nichts nach.
Knappe fünf Minuten vor Erreichen des EA1 wurde von diesem gemeldet, dass jetzt beide Tanks der eingesetzten Löschgruppenfahrzeuge (4.000 Liter) leer seien und die Widerstandslinie nicht weiter betrieben werden kann.
Nachdem die Schlauchleitung kurz darauf aus EA 2 zum EA 1 verlegt war, konnte die Widerstandslinie wieder in Betrieb genommen werden.
Der LKW und der MTW verlegten jetzt zum Abfanggraben, um dort das Einsetzen der TS 8/8 mittels Ladekran testen und den benötigten zeitlichen Faktor bestimmen zu können.
Nachdem nun genug Löschwasser im EA 1 ankam, wurde die Wasserabgabe kontinuierlich erhöht.
In der Spitze konnten 3.800 l/min aus den vorgenommenen C- Rohren, B – Rohren und dem Wasserwerfer des LF16 in Betrieb ausgegeben werden, wobei jedoch nur ein Strahlrohrdruck von 6 bar im EA 1 erreicht wurde.
Der Pumpenausgangsdruck des TLF konnte bei der Abgabemenge jedoch nicht höher als 11 bar gefahren werden, da die Hydrantenleitungen an ihre Grenzen angelangt waren. Der EA 1 bekam daraufhin den Befehl die Abgabemenge auf 3.000 l/min zurück zu nehmen.
Somit konnte am TLF der Pumpendruck bei 11 bar gehalten werden, jedoch konnten beide Löschfahrzeuge im EA 1 jetzt einen Pumpenausgangsdruck von 8 bar darstellen, was an den handgeführten Rohren mehr als ausreichend ist und auch genug Wasserdruck für einen möglichen Einsatz des Wasserwerfers darstellt. Nachdem im EA 3 die TS 8/8 simuliert zur Wasserentnahme abgelassen worden war, konnte die Übung beendet werden und der rasche Rückbau beginnen.

Übungsfazit: das Objekt konnte im Rahmen der Übung mit dem errechneten, benötigten Löschwasser versorgt werden und es konnten sogar bis zu 3.800 l/min aus dem Hydrantennetz entnommen werden Um mindestens einen Strahlrohrdruck von 8 bar an der Wiederstandslinie zu erreichen, konnten 3.000 l/min mit 11 bar Pumpendruck abgegeben und das Wasser aus zwei Hydranten entnommen werden.
Dieses Übungsziel ist damit erreicht worden.
Die Verwendung einer leistungsstarken Feuerlöschkreiselpumpe in der Förderleitung konnte zwar sehr gut umgesetzt werden, jedoch muss man stets bedenken, dass beim Ausfall dieser einen verwendeten Pumpe schlagartig die komplette Wasserversorgung zusammenbrechen wird und eine eben solche leitungsstarke Pumpe wie eine FPN 10-3000, mit entsprechenden Voraussetzungen und Querschnitten am Pumpenkörper, im Regelfall nicht so einfach durch ein eher zur Verfügung stehendes (H)LF20 ersetzt werden kann.
Im Einsatzfall würde zum Brand dieses Objektes aber ohnehin mindestens ein zweiter Löschzug alarmiert, wodurch der Betrieb der Wasserförderung dann mit zwei Feuerlöschkreiselpumpen FPN 10-2000 bzw. FP 16/8 hergestellt werden würde.
Der Aufbau der langen Schlauchleitungen wurde zeitlich verzögert, da zunächst 2x 100 m Schläuche vom Hydranten zum TLF verlegt werden mussten, was im Einsatzfall durch die eingesetzten Einsatzkräfte eines (H)LF selbstständig mit eigenen mitgeführten Schläuchen durchgeführt werden wird.

Das Einbringen einer TS 8/8 in den Abfanggraben ist möglich, auch wenn mit Hindernissen wie wildem Grünbewuchs, der generellen Gefahr durch das Arbeiten am fließenden Gewässer sowie dem eingeschränkten Zugang gerade bei schlechter Witterung zu kämpfen ist.
Eine Schlauchleitung vom im Dorf befindlichen Löschbrunnen ist hier sowohl aus zeitlicher Sicht als auch aus Sicht der Sicherheit der Einsatzkräfte zu bevorzugen.

Kritisch ist jedoch vor allem die initial zur Verfügung stehenden Wassermenge des ersten Löschzuges in diesem Szenario zu sehen. Dessen 4.000 Liter waren erwartungsgemäß zu früh aufgebraucht, wenngleich sechs Minuten nachdem das Wasser verbraucht war, die Schlauchleitung in Betrieb genommen werden konnte.
Dieses Übungsziel kann also aus organisatorischer Sicht zum größten Teil als Erfolg gewertet werden, was nicht der Arbeit der eingesetzten Kräfte, sondern dem Umstand der nötigen Deckungsbreite gegenüber der zur Verfügung stehenden Löschwassermenge geschuldet ist.

Ein Schlüssel zum Erfolg wird, neben den entsprechend ausgebildeten Feuerwehrdienstleistenden und geeigneten Ausrüstung, ein detaillierter Feuerwehreinsatzplan sein, der von Anfang an eine Struktur in den Einsatz bringt und die Aufgabenverteilung klar definiert.
Auch das disziplinierte Anfahren der alarmierten Kräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, ABC-Zug, Kreisbrandinspektion und Polizei zu den Abruf- und Verfügungsplätzen wird maßgeblich für den Erfolg sein.

Die Übungsteilnehmer benötigten für das Erreichen der Übungsziele in den drei Einsatzabschnitten insgesamt 1750 m B – Schlauch (88 Stück) und 60 m C-Schlauch (vier Stück), was eine Gesamtlänge von 1820 m ergibt. Zudem wurden mit drei Feuerlöschkreiselpumpen in der Spitze 3.800 l/min aus zwei Hydranten entnommen über 500 m gefördert und über mehrere C-Rohre, B-Rohre sowie Wasserwerfer abgebeben.

Nach einer kurzen Nachbesprechung mit durchgehend positiven Rückmeldungen, und dass trotz der arbeitsintensiven Aufgaben, konnte die Übung gegen 22:00 Uhr mit dem wiederauffüllen der Fahrzeuge und Rollcontainer abgeschlossen werden.