Atemschutz – Themenübung

07.06.2021 um 23:33 Uhr

Bericht

Wenn man sich einen Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau nach gängigem Klischee vorstellt, hat man häufig einen schwerbepackten Menschen vor Augen. Eine große Druckluftflasche auf dem Rücken, eine Maske vor dem Gesicht und mindestens mit einer Axt in der Hand, schreitet dieser durch den aufwabernden Rauch. Augenscheinlich resistent gegen die Flammen und giftigen Gase marschieren diese Frauen und Männer in brennende Gebäude, bekämpfen die Flammen (es soll Gerüchte geben, wonach das auch ohne Wasser und Schlauch nur mit der Axt möglich sein soll…) und retten hilflose Personen spielend leicht. Zugegebenermaßen, ziemlich cool klingt das schon. Die Realität schaut meistens aber ein bisserl anstrengender und weniger nach Hollywood-Helden aus 😉.

Um Atemschutzgeräteträger oder kurz AGT zu werden, müssen die Einsatzkräfte eine der körperlich anspruchsvollsten und mindestens 25 Stunden dauernde Ausbildung absolvieren, ehe sie noch mal gute vier Stunden in Wärmegewöhnungs-, Brandsimulations- sowie Rauchgasdurchzündungsanlage geschickt werden. Doch rein mit der Ausbildung ist es auch hier, wie so oft, nicht getan. Nach dieser ersten Grundsteinlegung gilt es, das erlernte Wissen in der Praxis anzuwenden, zu vertiefen und sich stetig fortzubilden. So muss beispielsweise jeder AGT jährlich eine theoretische Unterweisung erhalten und mindestens eine Einsatzübung oder einen Einsatz unter Atemschutz absolvieren. Da die körperliche Leistungsfähigkeit in diesem Bereich besonders wichtig ist, kommt noch eine regelmäßige ärztliche, arbeitsrechtliche Untersuchung und jährlich eine sogenannte Belastungsübung hinzu.

Am vergangen Samstag hatten wir die Möglichkeit, mit unseren Atemschutzgeräteträgern mal wieder in einer leerstehenden Industriehalle in Aschheim zu trainieren. Hierbei wurden vormittags verschiedene Themen wie beispielsweise „dynamische Strahlrohrführung“, „Suchtechniken und Türmarkierungen“ sowie „Türöffnung mit Brechwerkzeug“ (wir führen diese „Universalschlüssel“ als AGT immer mit) besprochen und in der Praxis umgesetzt. Das regelmäßige Wiederholen dieser Grundfertigkeiten des AGT stellt sicher, dass die eingesetzten Einsatzkräfte auch in brenzligen und lebensbedrohenden Situationen wortwörtlich „kühlen Kopf“ bewahren und richtig handeln können.

Noch vor dem stärkenden Mittagessen konnte die erste Einsatzübung unter realen Bedingungen absolviert werden. So suchten vier Atemschutztrupps gleichzeitig eine etwa 30 x 100 Meter große und stark vernebelte Lagerhalle unter „Nullsicht“ ab und retteten drei vermisste Personen ins Freie. Am Nachmittag folgten gleich zwei weitere realitätsnahe und körperliche sehr fordernde Szenarien, unter anderem ein Kellerbrand mit zwei vermissten Personen. Ein besonderes Highlight hierbei: die vorgehenden Trupps fanden wieder eine verrauchte Lage vor, konnten und mussten dieses Mal jedoch auch Wasser im Gebäude ausbringen, sei es zum Prüfen der Deckentemperatur (ein gerader Stoß Wasser an die Zimmerdecke), zur Rauchgaskühlung (drei gefächerte Stöße schräg nach vorne an die Zimmerdecke) oder zur Brandbekämpfung. Die Kommandos: „heiß“, „kalt“ und „Durchzündung“ gab dabei der Ausbilder vor. Bereits fünf Minuten nach Beginn dieser abschließenden Übung, meldete der vorgehende Angriffstrupp „Feuer aus!“. Mit der letzten Rückmeldung „zwei Personen gerettet und an den Rettungsdienst übergeben“, die aus den Handsprechfunkgeräten über den Hof schallte, konnten die AGT schließlich gegen 17:00 Uhr in ihr wohlverdientes Wochenende geschickt werden. In unseren Augen eine TOP Leistung!

Unser Dank gilt den Ausbildern und Maschinisten, sowie den Teilnehmern dieses „Atemschutz-Themenübung“-Piloten.

Die körperliche Anstrengung war allen Teilnehmern zwar schon Mittags anzusehen, aber die Rückmeldungen waren, um es mal vorsichtig auszudrücken, sehr sehr positiv, weswegen dieser Übungssamstag sicher in das Konzept der Atemschutzgeräteträger-Fortbildung aufgenommen wird.