Gefahrgut - ABC THL BIO / CHEMIE Gefahrstoff THL VU Chemie PKW / LKW

30.07.2021 um 07:30 Uhr
Einsatznummer
208
Alarmierung
07:30 Uhr
Einsatzende
12:37 Uhr
Fahrzeuge

Einsatzbericht

Die Feuerwehr Aschheim wurde zusammen mit den Feuerwehren aus Ismaning, München und im späteren Verlauf Kirchheim, der Kreisbrandinspektion München Land, der UG-ÖEL mit ELW 2, dem Fachberater THW, dem ABC Zug München Land, der Polizei, der Autobahnmeisterei und dem Rettungsdienst mit dem Meldebild „THL VU Chemie PKW / LKW – Gefahrgutunfall – Gefahrstoffe unbekannter Art“ auf die BAB99 in Fahrtrichtung Süd alarmiert.

Kurz vor der Anschlussstelle Kirchheim / Aschheim Süd war es zu einem Auffahrunfall zwischen zwei LKW gekommen, bei dem der Auflieger des vorderen LKW sowie ein darauf befindlicher IBC – Behälter mit flüssigem Natriumhydroxid beschädigt wurde. Die anderen Behälter mit weiteren gefährlichen Stoffen waren nicht betroffen, wie die folgende Erkundung zeigte. Aus dem beschädigten IBC Behälter trat jedoch eine Lauge aus. Ein zufällig vorbeikommender Kamerad mit einem Einsatzfahrzeug der FF Olching sowie ein ebenfalls zufällig vorbeikommender Kamerad der Feuerwehr Aschheim übernahmen sofort die Verkehrsabsicherung sowie die Errichtung der Absperrung für den Gefahrenbereich und alarmierten auf „VU Gefahrguttransport – auslaufende Flüssigkeit“.
Zu einem Personenschaden war es glücklicherweise nicht gekommen.

Die ersteintreffenden Aschheimer Einsatzkräfte arbeiteten den Einsatz unter Anwendung der GAMS-Regel, die bei Gefahrguteinsätzen die wesentlichen Einsatzgrundsätze vorgibt (Gefahr erkennen – Absichern – Menschenrettung durchführen – Spezialkräfte anfordern / einsetzen) sowie gemäß FwDV 500 ab.
So wurde ein Atemschutztrupp mit Körperschutz Form 1 zur weiteren Erkundung eingesetzt.
Gleichzeitig blieb die Autobahn voll gesperrt, um die Einsatzstelle weiter abzusichern.
Eine Menschenrettung war nicht erforderlich, da niemand verletzt war.
Zeitgleich mit dem Vorgehen des ersten Trupps wurde ein Behelfsdekontaminationsplatz eingerichtet, der im späteren Verlauf von den Ismaninger Einsatzkräften betrieben wurde.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr München stellten einen Sicherheitstrupp für die vorgehenden Kräfte.
Als Verfügungsraum für alle nachrückenden Kräfte wurde die Behelfsausfahrt Aschheim „alt“ festgelegt.
Aufgrund des hohen Stauaufkommens war ein weiteres Vordringen zur Unfallstelle zunächst für nachrückende Kräfte nicht bzw. nur schwer möglich.

Der Einsatz wurde durch die Einsatzleitung zunächst in verschiedene Einsatzabschnitte unterteilt.
So wurde ein Abschnitt „Auffangen/Abdichten“ (Aschheim, Kirchheim, München), ein Abschnitt „Verkehrsregelung“ (KBI) sowie nachfolgend ein Abschnitt „Umfüllbehälter“ (Kirchheim, KBI) gebildet.

Aufgrund des schnellen Eingreifens, durch Eindeichen der Flüssigkeit mit Bindemittel sowie durch Verwendung von Auffangwannen, konnte erfolgreich verhindert werden, dass austretende Flüssigkeit in loses Erdreich am rechten Grünstreifen eintreten konnte. 

Im Weiteren ging ein Atemschutztrupp mit Körperschutz Form 2 zur Erkundung des beschädigten IBC Behälters vor und stellte fest, dass dieser im oberen Drittel beschädigt war.
Damit verblieb der Großteil der Flüssigkeit in dem beschädigten IBC und ein weiteres Austreten erfolgte nicht.
Um später umladen oder umpumpen zu können, legte der Trupp mit dem hydraulischen Rettungssatz den IBC Behälter zunächst soweit frei, dass er kontrolliert werden konnte.
Der restliche Stoff konnte in einen zwischenzeitlich durch die Feuerwehr Kirchheim bereitgestellten IBC unter Zuhilfenahme einer Explosionsgeschützten Fasspumpe gepumpt werden, da ein Abdichten des Behälters für einen Transport nicht möglich war.
Im Anschluss daran wurde der kontaminierte Auflieger sowie die Fahrbahn mit ca. 5.000 Liter Wasser durch die Feuerwehr Ismaning gereinigt und Stoffreste stark verdünnt als „Brezenlauge“ den an der Autobahn befindlichen Ölabscheidern zugeführt.
Mit der Dekontamination des letzten Ismaninger Trupps war der Einsatz Gefahrgut nach GAMS und FwDv 500 beendet und der Einsatz wurde als normaler THL Einsatz abgearbeitet.
Nach Abschluss der Arbeiten vor Ort konnte schließlich der havarierte LKW unter Begleitung der Feuerwehr (HLF, LF20, RW und ELW), der Polizei, des ABC Zuges sowie des THW nach Haar in das Katastrophenschutzzentrum zur Umladung verbracht werden.

Während der gesamten Arbeiten wurde durch die Einsatzleitung, wenn die Situation es zuließ, der linke Fahrstreifen geöffnet, um den Verkehr zwischen der AS Aschheim und der Unfallstelle ablaufen zu lassen.
Aufgrund des Ferienstarts kam es zu massiven Rückstauungen bis auf die BAB9 und bis weit auf die Westumfahrung der BAB99.
Eine Ausleitung des Verkehrs erfolgte durch die Polizei über die Anschlussstelle Aschheim / Ismaning.
In der Gegenrichtung bildete sich ebenfalls ein Stau aufgrund Schaulustiger. 

Den am Einsatz beteiligten Kräften, der Feuerwehren Ismaning, München, Kirchheim, Olching, der Kreisbrandinspektion, des THW, des ABC Zug, der Polizei, der Autobahnmeisterei und des Rettungsdienstes, sei Dank für die reibungslose und hervorragende Zusammenarbeit ausgesprochen.

Presseberichte, siehe u.a.:

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Hier geht’s zum Artikel der Süddeutschen Zeitung

Hier geht’s zum TZ-Artikel

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